Stolpersteine – Das Gedächtnis einer Straße

In der Stierstraße in Friedenau liegen 42 Stolpersteine, 12 weitere werden im Oktober hinzukommen. Stolpersteine sind Gedenksteine (10 x 10 cm, Beton mit beschrifteter Messingoberfläche), die vor Häusern in das Pflaster der Bürgersteige verlegt werden, in denen Menschen gelebt haben, die Opfer des Faschismus geworden sind. Als Mitglied der Initiativgruppe Stolpersteine Stierstraße beschäftige ich mich seit einiger Zeit mit den Lebensspuren der deportierten und ermordeten Menschen, die in Dokumenten zu finden sind und mit der Korrespondenz und Begegnung mit Überlebenden und Nachkommen sowie mit den Übergabe- und Gedenkveranstaltungen. Mit den Stolpersteinen hat der Künstler Gunter Demnig ein Kunstwerk geschaffen, das eine neue öffentliche Wahrnehmung des Holocausts evoziert. Darüber hinaus beschäftigen sich inzwischen tausende von Bürgern mit diesem politischen Projekt, wodurch eine spezifische, plurale Öffentlichkeit entstanden ist.
Dieses Kunstwerk im öffentlichen Raum hat eine kommunikative Plattform geschaffen. Der Künstler, die Netzwerker und die Betroffenen, nämlich die Nachkommen, haben eine spezifische und plurale Öffentlichkeit herausgebildet.
Kann die Ansicht der Straße selbst einen Eindruck davon vermitteln, was unsere Geschichte ist – welche Informationen liefern die Stolpersteine, wie werden sie „gelesen“ bzw. decodiert.
Kann die Beschreibung des Lebens der Deportierten, der Emigrierten, der auf der Flucht gestorbenen sowie der ehemaligen jüdischen Einrichtungen dieser Straße einen neuen oder anderen Zugang zu unserer Vergangenheit bieten? Und kann sogar ein Blick auf die jetzt existierenden Häuser und die davorliegenden Stolpersteine Auskunft geben über den Umgang mit Verlust, Trauer und Diktaturerfahrung? Wie unterscheiden sich die Stolpersteine von der staatlich verordneten Erinnerungskultur und wie von ähnlichen Kunstwerken im öffentlichen Raum, die sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus beschäftigen?

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